ROCK/DR. NAAS: Freie Demokraten wollen die Bibliothek zum Wohnzimmer der Stadt machen
- Rumhängen erlaubt – Bibliotheken sind mehr als ein Ausleihort für Bücher
- Helsinki kann Vorbild für Hessen sein
- Gesetzentwurf der Freien Demokraten ist Basis für die Bibliothek der Zukunft
WIESBADEN – Die Freien Demokraten im Hessischen Landtag sind überzeugt: Bibliotheken sind mehr als ein Ausleihort für Bücher. „Bibliotheken können viel mehr, als gedruckte oder digitale Literatur bereitstellen. Wir wollen sie durch eine Erweiterung ihrer Funktionen zu einem Wohnzimmer der Stadt machen“, erklärt Fraktionsvorsitzender René ROCK. Die Freien Demokraten machen die öffentlichen Bibliotheken in dieser Woche zum Thema im Plenum des Landtags und haben heute bei einer Pressekonferenz ihre Ideen für die Bibliothek der Zukunft vorgelegt, deren Basis der Entwurf eines Starke-Bibliotheken-Gesetzes (Drs. 20/5901) darstellt.
„Hessen kann von Helsinki lernen, denn die Oodi-Bibliothek in der finnischen Hauptstadt macht vor, wie es geht“, erklärt Rock. „Dort verkündet ein Schild das Motto, dass jeder das Recht habe, sich in der Bibliothek aufzuhalten. Und – Herumhängen ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht!“ In der Oodi-Bibliothek gibt es außer Büchern unter anderem auch Co-Working-Spaces, Sitzgelegenheiten, Meeting-Räume, 3D-Drucker, Großprinter, Nähmaschinen und Bastel-Labore. „Wir wollen den hessischen Bibliotheken die Möglichkeit geben, sich auch zu solchen besonderen Orten, zu lebendigen Treffpunkten in den Innenstädten, weiterzuentwickeln.“
Dr. Stefan NAAS, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion, führt aus: „Die Zeiten, in denen Büchereien ein Ort allein mit Metallregalen voller Bücher, Ausleihtresen und Rückgabeklappe waren, sind vorbei. Um die öffentlichen Büchereien für die Zukunft aufzustellen, darf ihr Zweck nicht allein auf den traditionellen Bildungsbegriff beschränkt sein. Bibliotheken sind Kultureinrichtungen, sie stellen Angebote zur täglichen Information bereit und ermöglichen Begegnung und Austausch darüber. Sie dienen also auch der Vermittlung kultureller Bildung und sind wichtige Orte für die demokratische Willensbildung.“ Diese zusätzlichen Aufgaben und Funktionen müssen nach Überzeugung der Freien Demokraten im Bibliotheksgesetz festgeschrieben werden. „Dafür haben wir das Starke-Bibliotheken-Gesetz vorgelegt“, erklärt Naas.
„Die rund 750 öffentlichen Bibliotheken in Hessen sind Orte für jedermann und müssen an die Lebensrealität der Bürgerinnen und Bürger angepasst werden“, fordert Naas. Konkret bedeute das, die Öffnungszeiten so zu flexibilisieren, dass auch eine Öffnung an Sonntagen möglich ist. Außerdem sollten die Nutzungsgebühren abgeschafft werden. „Dazu braucht es entsprechende finanzielle Ressourcen, um die Belastungen vor allem der Kommunen als Träger abzufedern“, sagt Naas und erinnert an einen entsprechenden Änderungsantrag, den die Freien Demokraten für den Haushalt 2020 gestellt hatten. „Wir werden uns auch weiter für eine entsprechende finanzielle Ausstattung der Kommunen einsetzen, um die Gebührenfreiheit und zusätzliche Öffnungszeiten abzufedern. Auch Förderprogramme für Bibliotheken stehen im Forderungskatalog der Freien Demokraten: „Wir denken da vor allem an die Digitalisierung. So könnten zum Beispiel die Einrichtung von digitalen Werkstätten, sogenannter Makerspaces, in Bibliotheken unterstützt werden“, veranschaulicht Naas. „In diesen Hobbyräumen des Jahres 2021 können Menschen gemeinsam an Projekten arbeiten und finden dafür die notwendige Infrastruktur wie Geräte und Software vor. So können sie zum Beispiel Schallplatten digitalisieren oder mithilfe eines 3D-Druckers ein Objekt herstellen.“