DR. NAAS: Koloniale Vergangenheit von Museumsstücken aufarbeiten

14.08.2020
  • Auseinandersetzung mit Erbe zeugt von Respekt
  • Provenienzforschung braucht ausreichende Mittel
  • Zu Unrecht erworbene Exponate sollen zurückgegeben werden

WIESBADEN – „Wir müssen Verantwortung übernehmen und die koloniale Vergangenheit der Museen und ihres Sammlungsguts aufarbeiten“, fordert Dr. Stefan NAAS, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion der Freie Demokraten im Hessischen Landtag. „In Museen und Sammlungen in Deutschland gibt es immer noch viele Exponate aus kolonialen Kontexten. Diesen Zusammenhang und die Herkunft der Objekte zu ermitteln, ist nicht nur für den Umgang mit unserer Vergangenheit wichtig, sondern vor allem auch für Herkunftsgesellschaften der Objekte“, erklärt Naas. „Wenn wir den Willen zeigen, uns mit dem kolonialen Erbe auseinanderzusetzen, zeugt das von Respekt. Das ist auch in Zeiten der Black-lives-matter-Bewegung ein wichtiges Signal, denn Rassismus und Kolonialismus haben eine Schnittmenge.“

Ein entsprechender Antrag der Freien Demokraten zum Umgang mit Sammlungsgütern aus kolonialen Kontexten (Drs. 20/2772) steht nach der Sommerpause auf der Tagesordnung des Landtags. „Um den kolonialen Zusammenhang ermitteln zu können, sind ausreichende Mittel für die Provenienzforschung sowie eine Digitalisierung der Sammlungsbestände unverzichtbar“, erklärt der kulturpolitische Sprecher. „Wir fordern darüber hinaus, dass zu Unrecht erworbenes Sammlungsgut an die rechtmäßigen Eigentümer respektive deren Nachfahren zurückgegeben werden soll, sofern der Schutz des Kulturerbes und eine fachgerechte konservatorische Lagerung sowie die Einhaltung ethischer Standards gewährleistet sind.“ Für Streitfälle sollten eine Ethikkommission sowie eine Agentur für die internationale Museumskooperation auf Bundesebene eingerichtet werden. Dafür soll sich die Landesregierung im Bundesrat und in der Kulturministerkonferenz einsetzen.

„Es wird Zeit, Verantwortung zu übernehmen und in einen transparenten Dialog zu treten. Damit wird auch der interkulturelle Austausch gestärkt“, betont Naas.