MÜLLER: Zehn Prozent der Polizei-Notrufe laufen ins Leere
- Freie Demokraten fordern Verbesserungen an der 110
- Weiterleitung dauert zu lange
- Überfällige App kann Entlastung bringen
WIESBADEN – Etwa jeder zehnte Anruf, der im Jahr 2020 bei der Notrufnummer 110 eingegangen ist, ist nicht angenommen worden: Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage (Drs. 20/5511) der Freien Demokraten hervor. Konkret sind im vergangenen Jahr bei den Polizei-Leitstellen in Hessen 788.261 Notrufe eingegangen, von denen 709.645 angenommen wurden. „Das heißt, dass 78.616 Anrufe in Notfällen unbeantwortet geblieben sind. Zehn Prozent sind entschieden zu viel“, sagt Stefan MÜLLER, innenpolitischer Sprecher der Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag, und fordert von der Landesregierung Erklärungen, was sie tun will, damit hilfesuchende Bürgerinnen und Bürger jederzeit den Notruf erreichen.
Die Antwort mache auch deutlich, dass dem Leitstellendisponenten bei einem erhöhten Notrufaufkommen nicht angenommene Anrufe erst nach 30 Sekunden gesondert signalisiert werden und diese Anrufe erst nach weiteren 30 Sekunden einer anderen Leitstelle angezeigt werden. „So kann es vorkommen, dass Hilfesuchende erst nach einer Minute weitergeleitet werden und erst dann Hilfe bekommen. Das ist zu lang. In einer Notlage ist eine Minute eine Ewigkeit“, erklärt Müller. „Es muss sichergestellt werden, dass hilfesuchende Bürgerinnen und Bürger jederzeit den Notruf erreichen können und ihr Anruf schnellstmöglich angenommen wird.“
Müller erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass außer dem konventionellen Notrufsystem digitale Lösungen hilfreich sein können und die Notruf-App „Nora“ laut Beschluss der Innenministerkonferenz 2019 auch die Notruf-App „Nora“ als weiteres Tool für Hilferufe eingeführt werden sollte. Laut der Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage der Freien Demokraten (Drs. 20/5469) sollte die Notruf-App von August dieses Jahres an verfügbar sein. „Sie steht jedoch auch heute noch nicht zur Verfügung“, ärgert sich Müller. Er hat daher heute eine weitere Kleine Anfrage (Drs. 20/6430) an die Landesregierung gestellt. Darin fragt er unter anderem, wann die angekündigte App zur Verfügung steht und wie die Situation in den Leitstellen verbessert werden soll. „Der zuständige Innenminister muss sich auch erklären, welchen Zeitraum er für vertretbar hält, in dem Notrufe von polizeilichen Leitstellen entgegengenommen werden müssen“, fordert der Freidemokrat.