Lehrerarbeitslosigkeit in den Sommerferien

29.06.2017
  • Wer Wert auf gute Bildung legt, darf Lehrer nicht wie Saisonarbeitskräfte behandeln
  • Lehrerarbeitslosigkeit in den Sommerferien in Hessen dramatisch hoch
  • Landesregierung verschlechtert eigene Chancen im Wettbewerb um beste Lehrer

Anlässlich der morgen beginnenden Sommerferien, die für viele hessische Lehrer das Ende ihrer befristeten Verträge bedeuten, erklärte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag, Wolfgang GREILICH: „Auch wenn die Landesregierung in öffentlichen Drucksachen gerne bekennt,  dass befristete Arbeitsverträge mit Lehrkräften den Zeitraum der Sommerferien einzuschließen haben, ist die Wirklichkeit in Hessen nachweisbar eine andere: Denn gemäß den Daten der Bundesagentur für Arbeit ist die Lehrerarbeitslosigkeit in den Sommerferien in Hessen dramatisch hoch. So ist Hessen aktuell für rund 15 Prozent der zusätzlichen Ferienarbeitslosigkeit verantwortlich und nimmt damit hinter Baden-Württemberg einen unrühmlichen zweiten Platz ein. Die negativen Folgen für unser Bundesland liegen auf der Hand: Lehrkräfte werden in Bundesländer mit attraktiveren Beschäftigungsangeboten abwandern, wodurch sich bei der ohnehin schon akuten Krise insbesondere in hessischen Grundschulen die prekäre Situation bei der Versorgung unserer Schulen mit Lehrkräften weiter verschlechtert. Deshalb fordern wir die Landesregierung auf, unverzüglich ihre verhängnisvolle Vorgehensweise zu beenden und allen Lehrern mit befristeten Arbeitsverträgen entweder unbefristete Verträge anzubieten oder sie zumindest so anzustellen, dass auch die Zeit der Sommerferien in die Vertragszeit fällt und demgemäß eine gerechte Bezahlung erfolgt. Wer Wert auf gute Bildung legt, darf seine Lehrerinnen und Lehrer nicht wie Saisonarbeitskräfte behandeln!“

Weiter erklärte Greilich:

„Die FDP-Kultusministerin Dorothea Henzler hatte einst unmittelbar nach ihrem Amtsantritt mit einem Erlass vom 5. März 2009 die Weiterbeschäftigung befristet angestellter BAT-Lehrkräfte während der Sommerferien angeordnet. Danach ging die sogenannte Sommerferienarbeitslosigkeit deutlich zurück. Der Anstieg der Zahl arbeitsloser Lehrer in den signifikanten Monaten Juli und August betrug im Jahr 2013 nur noch 759. Dagegen ist nach den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit seit der Regierungsübernahme durch die schwarz-grüne Koalition wieder ein kontinuierlicher Anstieg der Sommerferienarbeitslosigkeit in den Monaten Juli und August über 998 im Jahre 2014 und 1.063 im Jahre 2015 auf den vorläufigen Höchststand von 1.102 im Jahre 2016 festzustellen.

Hessen verschlechtert sich damit sehenden Auges selbst seine Chancen im Wettbewerb mit den anderen Ländern um die besten Lehrerinnen und Lehrer. Wir fordern die Landesregierung deshalb auf, die Kritik an ihrem Vorgehen seitens der Lehrerverbände aber auch durch die Bundesagentur für Arbeit und die Kultusministerkonferenz ernst zu nehmen und die negative Entwicklung unverzüglich umzukehren. Gerade mit Blick auf den akuten Fachlehrkräfte- und Bewerbermangel muss die Landesregierung diesen Wettbewerbsnachteil abschaffen und dafür sorgen, dass den betreffenden Lehrkräften schnellstmöglich ein zumutbares Stellenangebot unterbreitet werden kann. Der peinliche Spitzenplatz von Schwarz-Grün in Hessen unmittelbar nach Grün-Schwarz in Baden-Württemberg ist ein schlechtes Signal, aber leider symptomatisch für den Zustand der Politik in Hessen.“