Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung

  • Hessen bestausgebildete Menschen – vom beruflich Qualifizierten bis zum Akademiker
  • Arbeitswelt 4.0 schafft neue Attraktivität der beruflichen Bildung mit völlig neuen Bildungs- und Arbeitsbiographien – das schafft Chancen, wenn wir uns endlich darauf vorbereiten 
  • Qualitätsstandards der Abschlüsse aufrechterhalten und Hemmnisse für Weiterbildung abbauen

„Gerade die berufliche Bildung sorgte stets in unserer Gesellschaft für vielfältige Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs. Sie steht in besonderem Maße für die Garantie der Durchlässigkeit unseres Bildungssystems. Auf der Basis von Lebenslangem Lernen und Anschlussfähigkeit eröffnet sie gemeinsam mit der akademischen Bildung den Menschen neue persönliche und berufliche Chancen. Dadurch wird die Zukunftsfähigkeit unseres Landes und die hessische Wirtschaft gestärkt“, so die hochschulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag, Nicola BEER.

Beer weiter:

„Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel und die Veränderung der Arbeitswelt im Zuge der Digitalisierung benötigt Hessen gut qualifizierte Menschen. Dabei brauchen wir bestausgebildete Menschen vom beruflich Qualifizierten bis zum Akademiker. Die Leistung dieser Frauen und Männer ist unabhängig von der Art ihres Abschlusses anzuerkennen. Die Freien Demokraten möchten, dass unser Bildungssystem in jedem Alter die Weiterqualifizierung und den Aufstieg jedes Einzelnen ermöglicht. Ziel muss es sein, vorhandene Talente zu fördern, bei Nachwuchskräften ebenso wie im vorangeschrittenen Alter.

Dazu ist die berufliche Bildung attraktiv auszugestalten. In Zeiten von Arbeit 4.0 müssen die Berufsbilder zügig an die Herausforderungen und Bedürfnisse des digitalen Zeitalters angepasst werden. Die Berufe haben sich weiterentwickelt und es werden in den nächsten Jahren völlig neue entstehen, die auch alte ablösen. Dieser Entwicklung muss Rechnung getragen werden: Neue Berufsbilder müssen schneller als in der Vergangenheit zu passenden Ausbildungsbildern führen, die Curricula sind anzupassen und vielfach sogar neu zu entwickeln, die moderne Ausstattung der Berufsschulen ist voranzutreiben und die Aus- und Fortbildung der Berufsschullehrkräfte muss diesen Veränderungen Rechnung tragen. Diese notwendige Modernisierung darf nicht im Schneckentempo vorangehen – nicht nur weil wir sonst unsere Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende bei ihren Zukunftschancen abhängen, sondern weil dies gerade die berufliche Bildung völlig neu attraktiv macht.

Wir Freien Demokraten fordern hierfür eine landesweite Strategie, ein abgestimmtes Konzept für ein deutliches Mehr an Digitalsierung, Technologie- und Innovationsoffenheit und Interdisziplinarität sowie aktive Verzahnung gerade auch zwischen Praxis und akademischen Bereich, wie das Duale Studium. Nicht hilfreich ist das aktuelle Verharren im status quo und die zunehmend wirtschaftsfeindliche Einstellung der Landesregierung, wie sie sich kürzlich wieder im Kultusbereich beim Umgang mit Unterrichtsmaterial zu Gründungen und Gründergeist manifestiert hat.

Dies konterkariert auch die Bemühungen, den richtigen und notwendigen eingeschlagenen Weg zur schulformunabhängigen Berufs- und Studienorientierung fortzuführen, um die Schülerinnen und Schüler in dieser besonderen Findungsphase zu unterstützen, ihnen neue Berufswelten zu erschließen. Hier spielt die individuelle Förderung eine zentrale Rolle, die nicht nur als Worthülse verstanden werden darf, sondern in den Schulen auch angewendet werden muss.

Bei all den Anstrengungen, die diesbezüglich zu unternehmen sind, darf jedoch vor allem nicht die Qualität der Bildungsabschlüsse leiden. Denn damit erweisen wir sowohl dem und der Einzelnen sowie unserem gesamten Bildungs- und Ausbildungssystem einen Bärendienst. Wie dies trotz des Wegfalls der speziellen Vorbereitung beruflich Qualifizierter auf den Hochschulzugang, den bisher die beruflichen Schulen durchgeführt haben, erreicht werden soll, muss der neue hessische Modellversuch erst noch unter Beweis stellen.  Ferner sind weitere Hemmnisse, die beispielweise die Aufnahme eines berufsbegleitenden Studiums oder Aufbaustudiums erschweren, zu beseitigen und die Rahmenbedingungen an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen, die lebenslang beruflich fit bleiben wollen und müssen.