DR. H.C. HAHN: Zweck des Gutachtens von Forensic Architecture nicht erfüllt
- Hanau-Untersuchungsausschuss beschäftigt sich erneut mit Notausgang
- Sachverständiger hat wissenschaftliche Aufgabe nicht erfüllt
- Psychologische Faktoren blieben unberücksichtigt
Dr. h.c. Jörg-Uwe HAHN, Obmann der Fraktion der Freien Demokraten im Untersuchungsausschuss zum rassistisch motivierten Anschlag von Hanau (UNA 20/2), kritisiert Schwächen im Gutachten von Forensic Architecture zum Notausgang in der Arena-Bar, das heute Thema in der Sitzung des Untersuchungsausschuss zum Anschlag von Hanau war: „Das Gutachten von Forensic Architecture entwickelt auf Basis einer digitalen Modellierung die Hypothese, dass fünf der sieben Anwesenden in der Arena-Bar den Notausgang hätten erreichen können. Allerdings berücksichtigt diese Modellierung weder den von den Anwesenden als verschlossenen wahrgenommenen Notausgang noch zahlreiche andere Einschränkungen der Untersuchung, wie das Verhalten oder die Bewegungen der anderen zwei Anwesenden in der Arena-Bar oder mögliche Zusammenstöße auf dem Weg zur Arena-Bar“, erklärt Hahn. Auch seien psychologische Faktoren, wie sich Menschen in Extrem- und Gefahrensituationen verhalten, nicht berücksichtigt worden.
„Die gute wissenschaftliche Praxis besagt, dass solche Einschränkungen klar benannt werden. Hier hat der Sachverständige leider seine Aufgabe nicht erfüllt, als Gutachter unparteiisch und unvoreingenommen zu arbeiten“, sagt Hahn und ergänzt: „Zweck des Gutachtens war, zumindest einen der Gründe zu widerlegen, warum die Staatsanwaltschaft Hanau und die Generalstaatsanwaltschaft beim OLG Frankfurt die Ermittlungen zum Notausgang aus strafrechtlichen Gründen eingestellt haben. Dieser Zweck wurde somit nur unzureichend erfüllt.“
Weiterhin gehe die FDP davon aus, dass in der Tatnacht die Notausgangstür verschlossen war. „Denn wir wissen, dass die Gäste in der Arena-Bar davon ausgegangen sind, dass die Tür zu sei. Deshalb ist keiner in der Notsituation in die Richtung der Notausgangstür gelaufen,“ sagt Hahn. Der Untersuchungsausschuss solle sich jetzt auf die noch offenen Fragen konzentrieren.