70 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslager Auschwitz

04.02.2015

BEER: Lebendige Erinnerungskultur und aktiver Einsatz gegen menschenverachtende Ideologien bleibt bedeutende gesamt-gesellschaftliche Aufgabe

Anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz erklärte die FDP-Abgeordnete Nicola BEER: „Die Freien Demokraten halten es für eine bedeutende gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Erinnerung an dieses dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte lebendig zu halten und sich aktiv dafür einzusetzen, dass eine derart menschenverachtende Politik und die Vernichtung von Menschen ungleich aus welchen Motiven nicht noch einmal stattfindet. Zudem muss es für die Fraktionen im Hessischen Landtag um weit mehr gehen als nur darum, diese Zielsetzungen in Anträgen zu bekunden und nach gemeinsamen Formulierungen des Erinnerns zu suchen. Uns allen muss daran gelegen sein, diese Werte auch zu leben und nach außen glaubhaft zu vermitteln, anstatt nur auf die moralische Verantwortung zu verweisen.“

Weiter erklärte Beer:

„Es treibt mich um, dass auch heute wieder – wie zum Beispiel aktuell in Frankreich – jüdische Bürger vermehrt daran denken, ihre Heimat zu verlassen und nach Israel auszuwandern. Deshalb sollte es uns auch nachdenklich stimmen, dass 77 Prozent der Befragten in der Studie „Deutschland und Israel heute“ der Bertelsmann-Stiftung der Aussage zustimmen, „man sollte die Geschichte ruhen lassen und sich gegenwärtigen oder zukünftigen Problemen widmen“ und 55 Prozent der Aussage zustimmen „Heute, beinahe 70 Jahre nach Kriegsende, sollten wir nicht mehr so viel über die Judenverfolgung reden, sondern endlich einen Schlussstrich unter der Vergangenheit ziehen.“‎ Denn es geht nicht nur um unser kollektives Gedächtnis, sondern um die Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit der Geschichte und auch um das Handeln heute und morgen. Der zeitliche Abstand, die Veränderung der Sehgewohnheiten, die Veränderung der familiären Hintergründe – dies sind nur einige wenige Faktoren, die die Geschichtsvermittlung, die Erzählformen und die Formen des Gedenkens verändern. Aus diesem Grund haben Gedenkstätten aber auch Bildungsstätten, die sich mit der Thematik beschäftigen, neue Konzepte der Erinnerungskultur und der Vermittlung entwickelt und sich dem veränderten Zugang gewidmet. Die Freien Demokraten halten es für dringend erforderlich, verstärkt zielgruppenspezifische Ansätze in der Aufklärung und Information anzuwenden, so dass eine gegenwartsorientierte, erfahrungsorientierte, auf forschendes Lernen gerichtete Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ermöglicht wird.

Es ist und bleibt auch heute unsere Pflicht, dort nicht wegzuschauen, wo Unrecht geschieht, sondern Verantwortung zu übernehmen. Und dies immer, wenn Menschenfeindlichkeit zutage tritt und die Freiheit des einzelnen in Gefahr ist – und dies unabhängig davon, um wessen Freiheit es geht. Denn auch die Freiheit von Menschen, deren Meinung, Religion und Lebensart ich nicht teile, muss respektiert und gewahrt werden. Dies beginnt bereits im Kleinen, wenn Vorurteile und Stereotypen dafür genutzt werden, um Menschen aufgrund ihrer Religion, ethnischen Zugehörigkeit, sexuellen Ausrichtung, einer Behinderung oder ihres Geschlechtes diskriminiert werden und wir schweigen. Oder wenn jetzt wieder verstärkt das christliche Abendland oder die christlich-jüdische Tradition hervorgehoben werden, nicht um an unsere historischen Wurzeln und die nationale Identität zu erinnern, sondern um eine Möglichkeit zu finden, sich gegenüber dem vermeintlich „Fremden“ abzugrenzen.“