KI im Kuhstall und Kampf gegen den Bürokratieberg: Das war die Sommertour

04.09.2024

Sie waren unter Tage im Kalibergwerk, sind in schwindelerregender Höhe über den Skywalk in Willingen gelaufen, haben Kühe mit Smartwatch kennengelernt und Flugzeuge über sich hinwegdonnern lassen. Die Fraktionsspitze der Freien Demokraten im Hessischen Landtag hatte in diesem Sommer Hessen gebucht, und ihre Ferien waren ausgesprochen kurzweilig. Unter dem Motto „Sommer, Sonne, Wirtschaftswende“ waren die Fraktionsvorsitzenden Wiebke Knell und Stefan Naas sowie weitere Abgeordnete auf Sommertour. „Dass unsere Wirtschaft Sorgen hat und mitunter trotz großen Engagements und harter Arbeit schwächelt, war bekannt. Wir wollten aber genau wissen, was die Unternehmen und die dahinter stehenden Menschen umtreibt. Wir haben Leistungsträger in unserem Land besucht und uns erzählen lassen, was besser werden muss. Und so unterschiedlich die Menschen und Betriebe waren, die wir besucht haben, so einig waren sie sich in der Problembeschreibung: Sie alle klagen über hohe Energiepreise, Bürokratiebelastung und den Fachkräftemangel“, erzählen Knell und Naas.

„Wir haben Leistungsträger in unserem Land besucht und uns erzählen lassen, was besser werden muss. Und so unterschiedlich die Menschen und Betriebe waren, die wir besucht haben, so einig waren sie sich in der Problembeschreibung: Sie alle klagen über hohe Energiepreise, Bürokratiebelastung und den Fachkräftemangel.“

„Ready for take-off zur Sommertour“ hieß es passenderweise am Frankfurter Flughafen bei der Lufthansa Cargo AG. „Das Unternehmen steht vor Herausforderungen wie steigenden Treibstoffkosten und der Verbesserung der CO2-Bilanz. Nachhaltige Flugkraftstoffe spielen für die Zukunft der Branche eine wesentlich Rolle. Deswegen setzen wir uns im Landtag dafür ein, dass Hessen zum Vorreiter bei der Entwicklung und Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen wird“, kündigt Stefan Naas an. Wie die Luftfahrt umtreiben die Energiekrise und Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen auch die energieintensive chemische Industrie. „Von Autorückleuchten über Wandfarben bis hin zu Medizinprodukten – ohne die hessische Chemieindustrie wäre unser Alltag nicht derselbe“, betont Naas. Gleich drei chemische Unternehmen waren Gastgeber der FDP-Fraktion, darunter die Röhm GmbH in Darmstadt. Sie ist weltweit führend in der Methacrylat-Chemie und strebt an, den CO2-Ausstoß bis 2030 signifikant zu reduzieren und bis 2050 klimaneutral zu produzieren. Die Energiekrise und Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen stellen dabei immense Herausforderungen dar.

Der Bürokratieberg muss Tag für Tag aufs Neue bezwungen werden. Das umtreibt die Chemie, aber auch andere Branchen. „Innovative Arbeit wird durch enorme bürokratische Hürden gebremst. Besonders das Lieferkettengesetz, ursprünglich für große Unternehmen gedacht, belastet jetzt auch den hessischen Mittelstand erheblich. Allein drei Personen sind in der Filzfabrik Fulda ausschließlich damit beschäftigt, bürokratische Vorgaben zu erfüllen“, erläutert Naas. Die Filzfabrik Fulda ist ein über 140 Jahre altes Traditionsunternehmen und hat sich vom lokalen Produzenten von Wollfilzen zu einem innovativen Hersteller modernster Textilien entwickelt, die zum Beispiel in Autos oder auch in der Filtertechnik eingesetzt werden. „Bürokratie ist eines der größten Hindernisse für die Wirtschaftswende. Es wird viel geredet, aber wenig gehandelt. Das liegt auch daran, dass in Hessen aktuell die falschen Leute für den Bürokratieabbau zuständig sind. Eine Normprüfkommission aus Beamten ist nach unserer Überzeugung nicht geeignet, um Gesetze zu entrümpeln. Wir Freie Demokraten wollen die Kommission abschaffen und durch Fachleute aus der Praxis ersetzen. Sie wissen selbst am besten, wo überflüssige Bürokratie ihre Arbeit ausbremst“, betont Naas.

„Bürokratie ist eines der größten Hindernisse für die Wirtschaftswende. Es wird viel geredet, aber wenig gehandelt.“

„Dass Bürokratie Manpower bindet, ist umso bedauerlicher, weil es an Arbeitskräften fehlt“, gibt Wiebke Knell zu bedenken. „Die Gastronomie und die Tourismusbranche können ein Lied davon singen, wie schwer es ist, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden“, erzählt Wiebke Knell nach einem Gang über die als Willinger Skywalk bekannte längste Fußgängerhängebrücke Deutschlands und einem Treffen mit Touristikern in der Graf-Stollberg-Hütte. „Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig für Hessen, gerade für den ländlichen Raum. Jährlich locken touristische Attraktionen Millionen von Menschen an. Von der Landesregierung fordern wir daher ein klares Bekenntnis zum Tourismusstandort Hessen“, sagt Knell.

Bleiben noch zwei Nachträge. Punkt eins: Ein Mal war es dann nichts mit „Sommer, Sonne, Wirtschaftswende“, nämlich 750 Meter unter der Erde bei der K+S AG in Philippsthal. „Der Bergbau gehört zu Hessen, und das muss auch so bleiben. Die Zukunft des Kalibergbaus ist aber kein Selbstläufer, denn immer kompliziertere Vorschriften und langwierige Genehmigungsverfahren erschweren den Wettbewerb im globalen Markt. Hier ist die Landesregierung gefordert, die Rahmenbedingungen zu verbessern“, erklärt Knell. Zu guter Letzt – Punkt zwei: Was hat es mit der Smartwatch für Kühe auf sich? bei der Firma Bornemann Agrar im nordhessischen Diemelsee-Rhenegge ist KI im Kuhstall längst Realität, wie die Fraktionsspitze erfahren hat. Wiebke Knell erläutert: „Hier entscheiden die Kühe selbst, wann sie gemolken werden – dank eines vollautomatisierten Melkroboters. Solche innovativen Konzepte entlasten nicht nur den Landwirt, sondern fördern auch das Tierwohl. Mit speziellen Halsbändern werden beispielsweise die Gesundheitsdaten der Tiere erfasst und übermittelt. Das ist quasi die Smartwatch für die Kuh.“