70 Jahre Hessen – Kultur stiftet Identität, Verbundenheit und Vielfalt

13.12.2016
  • Kunst und Kultur als Nährboden und Triebfeder für jede Gesellschaft
  • Hessens Kulturlandschaft lebt gerade auch von vielen kleinen, regionalen Angeboten und vom privaten Engagement

„Kunst und Kultur sind für die Bürgerinnen und Bürger eines jedes Landes von zentraler Bedeutung und tragen maßgeblich zur Identitätsbildung, zur Lebenserfüllung und Selbstfindung des Einzelnen sowie zur Selbstreflexion einer Gesellschaft bei. Deshalb kann der Beitrag, den Kunst- und Kulturschaffende für Hessen in den 70 Jahren geleistet haben, nicht hoch genug gelobt werden. Das Kulturstaatsgebot in der Hessischen Verfassung verpflichtet die Hessische Landesregierung und uns alle zur Unterstützung der Kunst- und Kulturlandschaft“, so Nicola BEER, kulturpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag.

Beer weiter:

„Hessens kulturelles Erbe geht jedoch auf mehr als 70 Jahre zurück. Die unterschiedlichen kleinen und großen Institutionen und Einrichtungen und das Zusammenspiel des öffentlichen, gemeinnützigen und wirtschaftlichen Kulturbetriebs verdeutlichen, wo die historischen und kulturellen Wurzeln aber auch die Potentiale unseres Landes liegen.

Gerade deshalb ist es auch richtig und notwendig, dass sich die Kulturschaffenden heute aktiv an der Bewältigung aktueller Problemlagen beteiligen, dass sie ihren Beitrag zur Integration, zu Prävention und zu kultureller Bildung unabhängig von Altersgruppen, Bildungsabschlüssen, Nationalität und Religion leisten. Veraltet sind die Vorstellungen, nach denen Kunst und Kultur allein die Präsentation oder das Darstellen der ursprünglich klassischen Sparten künstlerischen Ausdrucks beinhalten, vielmehr wird das gesamte kreative Potenzial einer Gesellschaft widergespiegelt. Aus diesem Grund sind Investitionen in diesen Bereich auch mannigfaltige Investitionen in unsere Gesellschaft, die sich über die Bereiche der Bildung, der Wirtschafts- und Standortförderung, des Sozialen und der Jugend- und Integrationsarbeit erstrecken.

In der Regierungserklärung des Kunst- und Kulturministers wurden alle „üblichen Verdächtigen“, die zu Recht ihren Platz in der hessischen Kulturlandschaft haben und hervorragende Arbeit leisten, erwähnt. Leider fehlen im Augenmerk des Ministers wichtige Bereiche wie Literatur und Musik, die in Hessen nicht nur eine lange Historie haben, sondern auch eine wichtige Brücke zu hochaktuellen Fragen der Gegenwart schlagen. So sorgen eine Vielzahl von hessischen Schriftstellern, Verlagen, Übersetzern, die Frankfurter Buchmesse und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ebenso wie zahlreiche Organisationen wie z.B. die Schriftstellervereinigungen PEN für die Freiheit des Wortes, die gerade heute international zunehmend in Gefahr gerät. So bürgen Einrichtungen wie das Frankfurt LAB, die Kronberg Academy oder auch die Junge Deutsche Philharmonie, aber auch zahlreiche Musikschulen sowie Musikvereine sowohl für Nachwuchsförderung als auch internationalen Austausch  Kulturschaffender.

Den Freien Demokraten ist es zudem ein Anliegen, herauszustreichen, dass Hessens Kulturlandschaft gerade auch von den vielen kleinen, regionalen und nicht in der öffentlichen Wahrnehmung und Berichterstattung präsenten Angeboten und vom privaten Engagement lebt. Vornehmlich in den letzten Jahren wurden Projekte für spezielle Zielgruppen ins Leben gerufen. Diese leisten in Ergänzung zu den museums-, theater-, musik- und kunstpädagogischen Angeboten der Staatstheater, Hochschulen und Landesmuseen wichtige Beiträge zur Integrations- und Präventionsarbeit, zur Inklusion, aber auch zur Resozialisierung. Die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, dass z.B. die Flüchtlingsarbeit neue Ansätze erfordert.

Die Kulturelle Bildung ist in aller Munde und hessenweit nehmen zahlreiche Museen, Theater, Kunstgalerien, Ateliers, Kunst- und Kulturschaffende diese Herausforderung an. Es ist an der Zeit, auch einmal solche Projekte hervorzuheben, die allzu oft jenseits der großen öffentlichen Aufmerksamkeit aktiv sind, wie z.B. die Neugestaltung der Marienkirche durch Künstler mit Beeinträchtigung (Atelier Goldstein der Lebenshilfe Frankfurt), den Nino-Kulturbus für Flüchtlingskinder der Flüchtlingshilfe Mittelhessen zusammen mit dem Bundesverband Leseförderung, die KunstKoffer in Wiesbaden (bei denen Kunstschaffende mit Handwagen und Koffern bepackt auf den Spielplatz oder an Fußwegecken den Kindern des Viertels künstlerische Angebote unterbreiten), das Filmprojekt für Kinder aus sozial benachteiligten Familien des gemeinnützigen  Wiesbadener Vereins „oscar e.V.“ oder die besonderen Angebote für Demenzkranke im Frankfurter Städel. All dies sind Blitzlichter, die unser Land bereichern und zeigen, dass und wie Kultur Identität, Verbundenheit und Vielfalt stiften kann.

Die Freien Demokraten sind davon überzeugt, dass privates und ehrenamtliches Engagement eine wichtige Ergänzung zur staatlichen Förderung im Kulturbereich darstellt und ein vielfältiges Angebot  nicht nur im Ballungsraum, sondern auch im ländlichen Raum bereitstellt. Auf diesem Weg wird nicht nur Kultur für alle, sondern die gerade den Freien Demokraten so wichtige „Kultur von und mit allen“ möglich gemacht. Deshalb ist es notwendig, für dieses Engagement die öffentliche Anerkennung auszubauen, bürokratische Hindernisse abzubauen und Förder- sowie Unterstützungsmöglichkeiten zu vereinfachen. Denn wie schon Bundespräsident Theodor Heuss feststellte „…leitet sich die äußere Freiheit der vielen aus der inneren Freiheit der einzelnen ab“. Kunst und Kultur sind hierfür Nährboden und Triebfeder zugleich und damit essentiell für jede Gesellschaft.