Stellenkürzungen an gymnasialen Oberstufen und Grundschulen
- 160 Lehrerstellen an Oberstufen bereits gestrichen, 155 weitere Stellen werden in kommenden Jahren wegfallen
- Lehrerversorgung fällt in manchen Schulen unter 100 Prozent
- Begründete Einwände von Lehrerverbänden und Schulleitern werden schlicht ignoriert
WIESBADEN – „Die Freien Demokraten fordern erneut die Rücknahme der Stellenkürzungen an den gymnasialen Oberstufen und den Grundschulen in Hessen. Es ist ein schulpolitischer Irrweg, die Schüler in den Gymnasien gegen die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf und den Vormittagsunterricht gegen die Betreuung am Nachmittag auszuspielen. Wir fordern den Kultusminister auf, die bereits vollzogenen und die für die Zukunft noch geplanten Stellenkürzungen zurückzunehmen und den Schulen wieder die Stellen zuzuweisen, die sie zur Erfüllung ihrer wichtigen Aufgaben brauchen,“ so der schulpolitische Sprecher der Freien Demokraten im Hessischen Landtag, Wolfgang GREILICH.
Greilich weiter:
„Ich hatte gehofft, dass hinter der Einladung des Kultusministers an Lehrerverbände und Schulleiter zu Fachgesprächen wenigstens eine echte Bereitschaft stünde, die schwarz-grüne Steinbruchpolitik zu Lasten der gymnasialen Bildung zu überdenken. Tatsächlich hatte der Minister aber wohl nur den Auftrag, sich die begründeten Einwände aus der Praxis anzuhören, obwohl schon die Entscheidung der Koalition feststand, diese schlicht zu ignorieren. Offenbar ging es CDU und Grünen vor der Kommunalwahl darum, den verständlichen Protest von Eltern, Lehrern und Schülern gegen die Unterrichtskürzungen klein zu halten.
Eine Vielzahl von Zuschriften zeigen, dass sich unsere Befürchtungen bewahrheitet haben: Der Faktor zur Stellenzuweisung in der E-Phase (erstes Jahr der Oberstufe) wurde schon pro Schüler um 7,8 Prozent gesenkt und es wurden auf diese Weise 160 Lehrerstellen in der Oberstufe gestrichen. Den Schulleitungen blieb deshalb vielfach nichts anderes übrig, als die Vielfalt des Angebots gerade an kleinen Kursen im MINT-Bereich einzuschränken oder die Kurse deutlich zu vergrößern. Individuelle Förderung und eine optimale Vorbereitung auf ein Hochschulstudium sehen freilich anders aus. Zudem darf man nicht vergessen, dass eine Lehrkraft, die der Schule nicht mehr zur Verfügung steht, auch keine Unterrichtsstunde etwa für erkrankte Kollegen vertreten kann.
Dabei sind die geplanten Kürzungen in der gymnasialen Oberstufe gerade mal zur Hälfte in den Schulen angekommen. In den nächsten beiden Schuljahren wird auch der Faktor zur Stellenzuweisung für die Schüler in der Qualifikationsphase vor dem Abitur abgesenkt, womit der Kultusminister weitere 155 Stellen abzieht. Besonders hart trifft das dann die 22 reinen Oberstufengymnasien, bei denen die Schulleitungen die Stellenabsenkungen in einer Klassenstufe nicht zulasten anderen Klassenstufen ausgleichen können. Das ist besonders schlimm, weil in diesen reinen Oberstufengymnasien auch besonders viele Schüler zu finden sind, die einen gewissen Nachholbedarf haben, weil sie teilweise erst auf Umwegen zum gymnasialen Bildungsgang gekommen sind. Schwarz-Grün trifft deshalb mit den Stellenkürzungen ganz besonders „Spätzünder“, Schülerinnen und Schüler aus bildungsferneren Schichten sowie solche mit Migrationshintergrund. Verstärkter Unterricht in den traditionellen Hauptfächern sowie in den Naturwissenschaften oder Arbeitsgemeinschaften zur Förderung individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten werden schier unmöglich.“
Damit wird in manchen Schulen die von uns geschaffene Lehrerversorgung von im Schnitt 105 Prozent schlicht zurückgedreht auf eine Versorgung von unter 100 Prozent wie in unseligen rot-grünen Zeiten hessischer Vergangenheit.“
Anlage: Hessische Oberstufengymnasien