ROCK zur Kinderbetreuung in der Corona-Krise
- Landesregierung muss Musterpläne für Hygiene und Pädagogik vorlegen
- Eltern brauchen Verlässlichkeit bei der Kinderbetreuung
- Kinder haben ein Recht auf Bildung
WIESBADEN – Klare Konzepte für Hygiene und Pädagogik, Klarheit für Eltern, wann ihr Kind betreut wird – so muss nach Ansicht der Freien Demokraten in der Corona-Krise die schrittweise Rückkehr hessischer Kindertagesstätten zum Normalbetrieb gelingen. „Die Landesregierung hat leider viel Zeit versäumt und nicht rechtzeitig das Gespräch mit den Trägern gesucht, wie nun zunächst der Schritt zum eingeschränkten Regelbetrieb erfolgen kann. Vieles hätte sich schon festlegen lassen, als noch kein Termin feststand“, kritisiert René ROCK, Fraktionsvorsitzender der Freien Demokraten im Hessischen Landtag und Sprecher für frühkindliche Bildung. „Die Kitas könnten schon geöffnet sein.“
Die Freien Demokraten hingegen haben bereits ausgearbeitet, was jetzt aus ihrer Sicht erforderlich ist. „Das Sozialministerium muss einen Muster-Hygieneplan und ein Muster-Konzept für die pädagogische Arbeit vorlegen, die für alle Einrichtungen als Grundlage dienen. Kommunal können dann Details ergänzt werden, aber nicht jede Kita muss aufs Neue definieren, wie und wie oft Bauklötze desinfiziert werden müssen“, veranschaulicht Rock. Zu beachten sind unter anderem die Ausstattung mit Desinfektionsmitteln, Einmalhandschuhen, einem Mindestvorrat an Schutzvisieren und ein an die Corona-Krise angepasstes Reinigungskonzept.
Der Umgang mit dem Corona-Virus verändert auch die pädagogische Arbeit: „Wer sonst mit einem offenen Konzept arbeitet, muss jetzt auf ein geschlossenes Konzept umstellen“, erklärt Rock. „Außerdem müssen die Kinder auf altersgerechte Weise für das Thema Corona sensibilisiert werden. Das bedeutet zum Beispiel, ihnen Angst vor Menschen mit Mund-Nasen-Schutz zu nehmen und ihnen zu erklären, warum sie sich jetzt noch häufiger als sonst die Hände waschen müssen.“ Erzieherinnen und Erzieher sollten nach Ansicht der Freien Demokraten in Videoschulungen auf die neue Situation vorbereitet werden.
Klar ist, dass Kinder Körperkontakt brauchen und körperlich aktiv spielen wollen und auch müssen: „Eltern und Erzieher müssen jedoch untereinander die Abstandregeln einhalten, um eine Ansteckungsgefahr zu vermeiden. Für die Erzieherinnen und Erzieher der Einrichtungen fordern wir Freie Demokraten regelmäßige Tests auf das Virus“, erklärt Rock.
Der Fachsprecher für frühkindliche Bildung betont: „Kindertagesstätten sind Bildungseinrichtungen, dort wird der Grundstein für den Bildungsweg der Mädchen und Jungen gelegt. Weil die Kinder ein Recht auf Bildung haben und den Kontakt zu Gleichaltrigen brauchen, muss der Kita-Betrieb so schnell wie eben möglich normalisiert werden. Gleichzeitig ist es für Eltern relevant, dass sie eine Betreuung für ihren Nachwuchs haben. Sie wollen und müssen in die Planungen einbezogen werden.“ Gleiches gelte für das Personal.
Michael Schüßler, Erster Stadtrat und Sozialdezernent der Stadt Rodgau, ergänzt: „Eltern benötigen Planungssicherheit und wollen verlässlich wissen, wann ihr Kind betreut wird. Ein System, bei dem ihr Kind in einer Woche in die Kita kommen darf und in der nächsten wieder nicht, hilft ihnen wenig.“ Daher machen sich die Freien Demokraten für ein System stark, bei dem die Familien feste Wochentage für die Betreuung bekommen. Priorität sollten jene Mädchen und Jungen haben, die im Sommer eingeschult werden, sowie Geschwisterkinder. Kinder in der Notbetreuung dürfen weiterhin täglich kommen.
„Als Richtgröße für die Gruppen schlagen wir zwölf Kinder vor, die von jeweils zwei Erzieherinnen oder Erziehern betreut werden“, erklärt Rock. Analog dazu sollen auch Tagesmütter und -väter wieder mit drei Kindern ihre Arbeit aufnehmen können. „Um die Kapazitäten regelmäßig erhöhen zu können, muss die schrittweise Eröffnung der Kindertagesstätten wissenschaftlich begleitet werden.“
Michael Schüßler, der in Rodgau die Verantwortung für 15 städtische Kindertagesstätten hat, hätte sich vom Ministerium längst Handreichungen für den Hygieneplan und die pädagogische Arbeit gewünscht. „Dann bräuchten wir nur eine Woche, um mit dem eingeschränkten Regelbetrieb loslegen zu können. Für jeden Salzstreuer und die Tischdekoration in Restaurants gibt es Vorgaben, aber über die Kitas hat sich die Landesregierung bislang kaum Gedanken gemacht.“