Bildung der Zukunft: Vielfalt, Vertrauen und digitale Kompetenzen

03.12.2025

Kreativ lernen, Vielfalt leben, digital denken – das ist Bildung der Zukunft. Bei einer Podiumsdiskussion im Hessischen Landtag diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Schule, Wirtschaft und Gesellschaft über mehr Freiheit, neue Lernformen und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz an Hessens Schulen.

Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag im Rahmen eines Projekts sehr intensiv. Nach zahlreichen Gesprächen mit Bildungsexperten und Schulbesuchen ist Moritz Promny überzeugt: „In Zeiten von Künstlicher Intelligenz braucht die Welt keine Konformität, sondern Kreativität.“ Schulen dürften keine Orte der Standardisierung sein, sondern Räume der Fantasie und Entfaltung. Flexible Lernzeiten, alternative Lernorte und eine Kultur des Vertrauens seien entscheidend. „Wir brauchen Strukturen, die Halt geben – aber keine Fesseln sind“, postulierte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion zu Beginn der Veranstaltung Bildung der Zukunft, zu der seine Fraktion Anfang November nach Wiesbaden eingeladen hatte.

„In Zeiten von Künstlicher Intelligenz braucht die Welt keine Konformität, sondern Kreativität.“

Moritz Promny

In der vom Journalisten der Frankfurter Rundschau Peter Hanack moderierten Podiumsdiskussion wurde spürbar, wie unterschiedlich, aber bereichernd moderne Bildung aussehen kann. So demonstrierte Christoph Heimbucher, Leiter einer privaten Schule in Bad Zwesten, wie Schülerinnen und Schüler Verantwortung für ihr Lernen übernehmen. An der CJD Jugenddorf-Christophorusschule Oberurff hat Heimbucher vergangenes Schuljahr das innovative Schulkonzept „i.Do“ eingeführt. Individuell und digital gestützt lernen Kinder hier, eigene Wege zu finden – so entstehe Selbstwirksamkeit und echte Demokratieerfahrung. „Kinder lernen, ihr Lernen zu gestalten – und damit auch Gesellschaft mitzugestalten“, so Heimbucher.

An der Wiesbadener Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule kann Swantje Dietrich auf „ihre“ Lehrkräfte setzen, um individuelles Lernen zu ermöglichen. Die Schulleiterin in sozial herausfordernder Lage berichtete eindrucksvoll von ihrem Kollegium, das mit Herzblut und Empathie oft weit über das geforderte Maß hinausgehe: „Wir wollen, dass die Potenziale der Kinder gesehen werden – nicht ihre Defizite.“ Noten würden diesem Anspruch oft nicht gerecht, sagte die Schulleiterin, die auch in den sozialen Medien als „@schulleiterin.dietrich“ erfolgreich ist. Für sie ist klar: „Digitale Kompetenzen sind kein Extra, sondern Grundvoraussetzung für die Zukunft unserer Kinder.“

„Digitale Kompetenzen sind kein Extra, sondern Grundvoraussetzung für die Zukunft unserer Kinder.“

Swantje Dietrich

Elvis Neß, seit über 30 Jahren im Schuldienst und seit vielen Jahren auch Vorsitzender des Landesfachausschusses „Schule und Weiterbildung“ der FDP Hessen, wies auf die zunehmende Bürokratie für Lehrkräfte hin, die immer weniger Raum für die Schülerinnen und Schüler ließe: „Man hat manchmal den Eindruck, man unterrichtet nebenbei.“ Trotz aller Herausforderungen bleibe der Anspruch, jedem Kind gerecht zu werden – gerade an Schulen, die Vielfalt als Stärke begreifen.

Aus Sicht der Wirtschaft betonte Jonas Fidler, dass Unternehmen junge Menschen brauchen, die Grundkompetenzen, Medienbildung sowie persönliche und soziale Fähigkeiten mitbringen. „Mehr ist es eigentlich nicht – aber das muss verlässlich sitzen“, forderte der Bildungsexperte der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände. Einer, der praktisch dafür sorgt, dass Grundkompetenzen an Schulen vermittelt werden, saß direkt neben Fidler: Ludwig Thiede. Der Gründer und Geschäftsführer von LifeTeachUs nutzt Unterrichtsausfälle, um Menschen aus Wirtschaft und Gesellschaft in Schulen zu bringen. „Ich glaube an das Potenzial von menschlichen Begegnungen, um Jugendlichen potenzielle Lebensentwürfe außerhalb ihres Umfelds aufzuzeigen.“ Dank Thiedes App wird mittlerweile deutschlandweit Lebenswissen geteilt und Praxisnähe geschaffen. „Das ist ein großartiges Modell“, sagte Fidler, „aber es braucht Vertrauen in solche neuen Wege.“ Beim Thema Künstliche Intelligenz herrschte auf dem Podium Einigkeit: Sie verändert das Lernen – und eröffnet Chancen. Dietrich berichtete, dass an ihrer Schule KI bereits im Unterricht eingesetzt werde. „KI motiviert die Schüler und fördert digitale Kompetenzen, die sie für ihre Zukunft brauchen.“ Heimbucher ergänzte: „Wir müssen Schülerinnen und Schüler dazu bringen, KI intelligent einzusetzen – das ist Teil moderner Bildung.“

Ob mit oder ohne Noten, mit klassischen Fächern oder fächerübergreifend – am Ende einte alle ein Ziel: Es braucht mehr Freiheit für die Schulen, weniger bürokratische Kontrollen und ein Bildungssystem, das Kinder stark macht für die Welt von morgen. Für die Bildung der Zukunft gilt also: Schule muss mehr sein als ein Ort des Prüfens – sie muss ein Ort des Wachsens sein. Nur mit Vertrauen, digitalen Kompetenzen und Freiheit können Schulen Kinder wirklich stark machen.